Sensibilisierungsvortrag beim Land Tirol

Wegschauen war gestern – es braucht mutige Begegnungen auf Augenhöhe.
Am 3. Juni 2025 war Marianne Hengl, Obfrau von RollOn Austria, auf Einladung des Landes Tirol zu Gast im Landhaus in Innsbruck. Im Rahmen einer internen Fortbildungsveranstaltung sprach sie vor Mitarbeiter:innen verschiedenster Abteilungen über das Thema „Ein Leben mit Behinderung“ – eindrucksvoll, ehrlich und mit starkem persönlichen Bezug.
In ihrem bewegenden Sensibilisierungsvortrag schilderte Marianne Hengl alltägliche Herausforderungen, denen Menschen mit Behinderungen tagtäglich begegnen – sichtbare wie unsichtbare Barrieren. Ihr zentrales Anliegen: mehr Verständnis schaffen, Vorurteile abbauen und für gegenseitige Wertschätzung sensibilisieren.
„Ich habe es mir zur Lebensaufgabe gemacht, Brücken zu bauen – zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen. Denn nur durch echte Begegnungen auf Augenhöhe entstehen Respekt und ein besseres Miteinander“, so Hengl.
Mit großer Klarheit sprach sie auch über strukturelle Hürden im System – insbesondere im Bereich der Antragsverfahren und Unterstützungsleistungen. Häufig, so Hengl, sei es ein „Spießrutenlauf“, bis Hilfe tatsächlich ankomme:
„Manchmal wartet man ein halbes Jahr oder länger auf einen Rollstuhl – das ist nicht nur eine organisatorische Hürde, sondern ein menschlicher Kraftakt. Es geht um Menschen, nicht um Aktenzeichen.“
Ihr Appell an die Mitarbeiter:innen des Landes Tirol war eindringlich: sich bewusster in die Lage von Menschen mit Behinderungen zu versetzen, um Entscheidungen mit mehr Empathie und Menschlichkeit treffen zu können. Denn wer Hintergründe kennt, entscheidet mit mehr Verständnis.
Im Anschluss an den Vortrag entwickelte sich ein reger Austausch. In persönlichen Gesprächen wurden Fragen gestellt, Eindrücke geteilt und neue Perspektiven gewonnen. Dieser offene Dialog trug wesentlich dazu bei, das Bewusstsein für die Lebensrealitäten von Menschen mit Behinderungen zu vertiefen – und zeigte, dass Inklusion weit mehr ist als ein politisches Schlagwort.
Marianne Hengl betonte dabei ausdrücklich die Wichtigkeit eines Gesprächs auf Augenhöhe – in beide Richtungen. Es gehe nicht darum, Schuld zuzuweisen oder ausschließlich Forderungen zu stellen. Vielmehr sei es essenziell, auch die Perspektiven der öffentlichen Verwaltung zu verstehen. Eine Landesbedienstete merkte an, dass bürokratische Abläufe oft auch auf systemischen Einschränkungen beruhen: „Manchmal ist es uns schlicht nicht möglich, schneller zu handeln.“ Auch das gehört zu einem ehrlichen Dialog.
Fazit:
Die Veranstaltung machte deutlich, wie wertvoll persönliche Begegnungen für ein tieferes Verständnis sind. Es braucht neben politischen Maßnahmen vor allem Gespräche mit Herz, Verstand und gegenseitigem Respekt – denn nur so kann echte Inklusion gelingen.