11. Gipfel-Sieg: Sabrina Nitz und Michael Köhlmeier waren sich einig: Menschen mit Behinderung nicht automatisch mit Heiligenschein ausstatten

Das Kapellrestaurant am Hochjoch im Silvretta-Montafon-Gebiet war am Montag, den 6. Juli 2015 Schauplatz einer aussergewöhnlichen TV-Aufzeichnung:

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Sabrina Nitz, die Koordinatorin der Vorarlberger Assistenzgemeinschaft des Vereins „Reiz – Selbstbestimmt Leben" ist eine starke Frau mit einer schweren Behinderung. Vor 2 Jahren ist die hübsche und charmante Vorarlbergerin Mama geworden.

Die Powerfrau trifft auf den berühmten österreichischen Schriftsteller Michael Köhlmeier. Der vielfach preisausgezeichnete Autor – obwohl das Jahr 2015 noch so „jung" ist, hat er heuer bereits zwei große Preise erhalten - studierte Politikwissenschaften, Germanistik sowie Mathematik und Philosophie. Ab Anfang der 1970er Jahre wurde er mit Hörspielen im ORF und Prosatexten bekannt, in den Folgejahren entstand ein umfangreiches Romanwerk. Sehr erfolgreich waren auch seine vom Radiosender Ö1 ausgestrahlten freien Nacherzählungen antiker Sagenstoffe und biblischer Geschichten, die später auch in CD-Editionen und als Bücher erschienen. Von 2007 bis 2012 moderierte Michael Köhlmeier außerdem regelmäßig die Diskussionssendung Club 2 auf ORF2.

Leiste Nitz-Köhlmeier

Die Aufzeichnung wurde inmitten von sattgrünen Wiesen und Almrosen gedreht, ganz gemäß dem Wunsch unseres Sponsors. Und die Fahrt mit der barrierefreien Gondel hat den Tag perfekt gemacht!

Das Montafon TV war beim Fernsehdreh dabei:



Michael Köhlmeier: „Der Tod meiner Tochter hat mich zutiefst getroffen – immer noch fällt es mir sehr schwer, darüber zu sprechen; denn es lassen sich dafür keine Worte finden. Obwohl ich in meinem Leben viele weitere Schicksalsschläge wie den Krebs und Depressionen überwinden musste, habe ich trotz des vielen Schmerzes niemals den Glauben an die schönen Seiten des Lebens verloren."

Zum Thema Behinderung findet der Erfolgsautor klare Worte: „Es stört mich extrem, dass behinderte Menschen – einfach nur aufgrund des Umstandes ihrer Behinderung - immer nur von der positiven Seite betrachtet werden. Beeinträchtige Menschen haben gute, aber auch negative Eigenschaften wie wir alle; ausschließlich das ‚Liabe' und ‚Nette' zu sehen, führt automatisch zu einer Überbewertung der Person rein infolge der Behinderung. Damit stimmt der Stellenwert zwischen behinderten und nicht-behinderten Menschen schon von Anfang an nicht!"

Seine Gesprächspartnerin Sabrina Nitz ließ die Zuseher in ihr Leben als schwer behinderte Frau blicken:
Als Mutter des kleinen Jamie und Lebenspartnerin von Daniel meistert sie ihre private und berufliche Existenz mit Hilfe ihrer Assistentinnen. Als Mitarbeiterin des Vereins „Reiz – Selbstbestimmt Leben", liegt ihr besonders die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention am Herzen.

Auf die Frage, was ihr in ihrem Leben am meisten fehlt, antwortete Sabrina ganz offen: „Ich bin dankbar für meine Assistentinnen; aber manchmal empfinde ich es als große Belastung, nie alleine zu sein. Fortwährend von anderen Menschen abhängig zu sein, ist nicht immer einfach – manchmal wünsche ich mir einfach Ruhe und eine Rückzugsort nur für mich.

Innauer
Sabrina Nitz hat schon 2003 bei einer Kampagne von RollOn Austria mitgewirkt.

„WIR LIEBEN DAS LEBEN MIT ALLEN HÖHEN UND TIEFEN"
Darsteller: Sabrina Nitz und Toni Innauer

Nicht immer hat man alles im Griff, manchmal kommt es ganz anders als man denkt und trotzdem ändert sich nichts am Wert des Lebens. Eine Behinderung ist oft nur die Folge eines kleines Augenblicks: Eine falsche Zellteilung, eine Erkrankung während der Schwangerschaft, der Mangel an Sekunden oder wenigen Minuten Sauerstoffs bei der Geburt oder ein Unfall. Interventionen von außen, die das Leben auf Lebzeit prägen.

Das Plakat war 2003 flächendeckend in Vorarlberg zu sehen. Insgesamt wurden 3000 Stück in Umlauf gebracht, teils im imposanten Großformat, teils im normalen 8-Bogen-Format und zusätzlich für Schulen und Arztpraxen als handliches Kleinplakat.