Marion Küng ist Gast von Marianne Hengl und Diana Foidl in „Stehaufmenschen“

Marianne Hengl, Marion Küng, Diana Foidl

Buchstabe für Buchstabe schrieb Marion Küng auf die Stirn ihres Freundes.

Bis zu seinem Tod vor zehn Jahren verband die Vorarlbergerin Marion Küng eine außergewöhnliche Freundschaft mit dem Autor Gerhard Maria Rossmann. G.M. Rossmann, der aufgrund einer Erbkrankheit blind, gehörlos und gelähmt war, fand in ihr eine unerschütterliche Begleiterin. Sie half ihm nicht nur, Bücher zu lesen und Gedichte zu schreiben, sondern er öffnete ihr im Gegenzug die Augen für neue Perspektiven des Lebens.

In der Sendung Stehaufmenschen erzählt Marion Küng von dieser einzigartigen Verbindung und davon, wie sie durch ihre bedingungslose Freundschaft dazu beitrug, dass Gerhard Maria Rossmann immer wieder die Kraft fand, sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen.

Auf diese Weise unterhielten sie sich, lasen gemeinsam ganze Bücher, auch wenn das mitunter ein Jahr dauern konnte. Marion Küng dachte sich diese Art der Kommunikation aus, als Gerhard Maria Rossmann mit 35 Jahren sein Gehör verlor. Einige Jahre zuvor war er bereits erblindet. Und schon als Kind hatte er die Fähigkeit verloren zu gehen, bis sein Körper fast vollständig zu schwach war.

Die Sendung zum Nachhören:

„Er ist es wert unterstützt zu werden“

Es war nicht die Leichtigkeit des Austauschs, sondern die Tiefe der Themen, die die beiden verband: Literatur, klassische Musik, Religion und grundlegende Werte.
Alles begann an einem Winterabend. Im Radio hörte Marion Küng den Aufruf von Gerhard M. Rossmanns Vater, der um Unterstützung für seinen Sohn bat. „Es war wie eine unterbewusste Eingebung. Ich kam nach Hause und noch bevor ich Stiefel und Jacke ausgezogen habe, bin ich zum Radio gegangen und habe ihn eingeschaltet. Das habe ich bis dahin noch nie getan.“
Nach der ersten Begegnung ist für die Vorarlbergerin klar, dass sie wiederkommt: „Ich habe eine Kraft, eine Ausstrahlung, einen Lebenswillen gespürt. Bei Gerhard wusste ich sofort: Er ist es wert unterstützt zu werden.“

„Ich habe der Welt etwas zu sagen“

Mit ihrer Hilfe brachte Gerhard M. Rossmann seine prämierten Gedichte und Texte zu Papier. Ganze Bücher entstanden daraus. „Das fand ich schon sehr spannend, weil ich dachte, ich bin jetzt der erste Mensch, der dieses Gedicht hört.“

Gerhard Maria Rossmann war in seiner körperlichen Welt gefangen, doch seine Gedankenwelt kannte keine Grenzen.

Auf gemeinsamen Spaziergängen spürte, roch und schmeckte er die Welt. „Je mehr der Körper sich abgebaut hatte, desto größer, wacher und stärker wurde sein Geist“, erinnert sich Marion Küng. „Er war auch davon überzeugt, dass er wichtig und seine Arbeit essentiell ist. Er hatte einen unglaublichen Lebenswillen. Er sagte immer: Ich habe der Welt auch etwas zu sagen.“

„Den Menschen nicht auf den Körper reduzieren“

Am 28. Dezember 2014, vor zehn Jahren, verstarb Gerhard Maria Rossmann. 18 Jahre war Marion Küng als Freundin an seiner Seite. Durch ihre Hilfe konnte er ein erfülltes Leben führen. „Man darf den Menschen nicht auf den Körper reduzieren. Das hat Gerhard auch manchmal gesagt: Nur weil ich im Rollstuhl sitze, bin ich nicht dumm, so Marion Küng.
Aber auch sie selbst und ihre Einstellung zum Leben haben sich verändert: „Er hat mir Vertrauen und Mut gegeben. Besonders in schweren Zeiten denke ich noch heute, Gerhard hätte nie den Mut verloren. Er hätte wohl gesagt: Mach kein Theater daraus.“

Nähere Infos zu Gerhard Maria Rossmann hinter diesem LINK.