02.02.25/20.04 Uhr/Radio Tirol: Michaela Neuner ist Gast von Marianne Hengl und Diana Foidl in „Stehaufmenschen“
Michaela Neuner hat erst beruflich Kinder mit Behinderung betreut, 2011 bekommt sie selbst einen Sohn mit Down-Syndrom. Paul Viktor veränderte ihr Leben auf eine Weise, die sie sich trotz ihrer Erfahrung nie hätte vorstellen können. Sie appelliert: „Wir orientieren uns immer an der Norm. Dabei sollte jeder Mensch so sein dürfen, wie er eben ist.“
Michaela Neuner erlebte eine unkomplizierte und schöne Schwangerschaft. Sie und ihr Partner Armin entschieden sich damals bewusst gegen eine Fruchtwasseruntersuchung – voller Vertrauen in das Leben und in ihren kleinen Sohn. Als in der 35. Schwangerschaftswoche die Herztöne immer schlechter wurden, musste Paul Viktor per Kaiserschnitt geholt werden.
Wenige Wochen später stand fest: Paul Viktor hat Trisomie 21, also das Down-Syndrom. Er konnte nicht richtig saugen, seine Muskulatur war zu schwach und er verlor in der ersten Woche viel Gewicht. Zudem bestand der Verdacht, dass er nicht hören kann. Auch Herzprobleme kamen dazu. Es war eine Zeit voller Unsicherheit: „Ich war geschwächt, körperlich wie emotional. Aber die Liebe zu meinem Sohn hat mir die nötige Kraft gegeben“, erinnerte sich Michaela Neuner.
Das Besondere sehen
Nach weiteren medizinischen Rückschlägen stellte sich bei Familie Neuner irgendwann eine Art Normalität ein. Michaela machte es sich zur Aufgabe, ihren Sohn so gut es geht zu unterstützen. Dafür konnte die studierte Psychologin auf ihren großen Erfahrungsschatz zurückgreifen, den sie sich bei Ihrer Arbeit bei den „Heilpädagogischen Familien“ erarbeitet hatte. Dort betreute sie ebenfalls Kinder mit Behinderung und ihre Familien.
Paul Viktor unterstützen und doch das Besondere in ihm sehen, ohne ihn andauernd mit der Norm zu vergleichen – das ist das Motto von Michaela Neuner. Die Wahrnehmung von Menschen mit Behinderungen in der Gesellschaft ist laut ihr vielfältig, doch es gibt noch viel zu tun. „Mein Sohn hat mich gelehrt, wie wichtig es ist, nicht die Behinderung, sondern die Möglichkeiten zu sehen. Jeder Mensch hat Talente und Potenziale, die es zu erkennen und zu fördern gilt. Ich setze mich dafür ein, dass diese Sichtweise mehr Raum in unserer Gesellschaft findet.“