30.03.25 / 20.04 Uhr / Radio Tirol / 70. Radiosendung "Stehaufmenschen"

Jubiläum: Drei Geschichten aus 70 Folgen. Martin Riederer, Lisa Zöhrer und Martin Hörz-Weber waren schon einmal zu Gast bei den Stehaufmenschen. Zum Jubiläum der 70. Folge erzählen sie erneut aus ihrem Leben und was sich in der Zwischenzeit bei ihnen getan hat – vom Kinderglück über neue Aufgaben bis hin zu Stärken, die erst aus dem Erlebten entstanden sind.
Der Priester und Seelsorger Martin Riederer war im Mai 2018 einer der ersten Gäste in der Sendung Stehaufmenschen. Gemeinsam mit Marianne Hengl schrieb er damals sogar das Konzept zur Sendung: „Die Idee war, Menschen vor den Vorhang zu holen, auf die sonst keiner schaut. Das fand ich unglaublich spannend.“ Riederer arbeitete selbst jahrelang als Krankenhausseelsorger, unter anderem während der Lawinenkatastrophe von Galtür in Zams, und hat vielen Menschen dabei geholfen, wieder aufzustehen.
Dabei hatte es Martin Riederer selbst oft nicht leicht. Eine Borreliose-Erkrankung raubte ihm, wie er bereits in der Sendung von 2018 erzählte, viel Kraft und veränderte sein Leben. Auch in der Zwischenzeit sprang er dem Tod drei Mal von der Schippe. Und dennoch geht es ihm heute so gut wie seit Jahrzehnten nicht mehr: „Als ich nach einer großen Operation auf der Intensivstation aufwachte, standen meine Brüder und der neue junge Abt des Stift Wilten, Leopold Baumberger, an meinem Bett. Er nahm mich an den Schultern und sagte: ‚Martin, ich brauche dich.‘ Das hat 30 Jahre lang niemand mehr zu mir gesagt.“
Dieser Satz gibt Riederer neue Kraft. Er appelliert: „Wenn ihr jemanden schätzt, bitte sagt es!“ All die Erfahrungen, waren sie auch noch so negativ, sieht der Geistliche heute als großen Vorteil: „Sie sind ein Grundkapital, das unseren Horizont erweitert, uns verändert und mit dem wir anderen Menschen wieder helfen können.“
Lisa Zöhrer: „Unser Sohn macht die Welt bunter“
Die Logopädin Lisa Zöhrer war 2019, mit 21 Jahren, das erste Mal zu Gast bei den Stehaufmenschen. Ungefähr ein Jahr davor, mit 20, bekam sie die Diagnose Lymphdrüsenkrebs. Das Leben der jungen Studentin sollte sich verändern – bis heute. Während andere feiern gehen und ihr Studium unbeschwert erleben dürfen, musste sich Lisa Zöhrer Chemotherapien, Haarausfall und den Ängsten vor dem Tod stellen: „Da gab es mal einen Tag, an dem alle Patienten mitbekommen haben, dass jemand auf der Station gestorben ist. Und man fragt sich automatisch: Vielleicht bin es beim nächsten Mal ich, die gehen muss?“
In der Sendung von 2019 erzählte die heute 27-Jährige von ihren Träumen: „Heiraten, Familie und Haus bauen.“ Vieles hat sich bis heute erfüllt. Lisa Zöhrer machte sich als Logopädin selbstständig. Vor zwei Jahren kam ihr Sohn Samuel auf die Welt: „Er macht die Welt ein bisschen bunter.“
Lisa Zöhrer ist gesund und genießt die schönen Seiten des Lebens. Ängste sind nach wie vor präsent – vor allem die vor einem Rückfall: „Die Nachuntersuchungen sind im Herbst, im Sommer suche ich mir psychologische Betreuung. Jede kleine Sache, wie Halsschmerzen, ein geschwollener Lymphknoten, werden sonst zur Belastung.“
Martin Hörz-Weber: „Es gibt Licht und es gibt Dunkelheit“
Der Niederösterreicher Martin Hörz-Weber war 2022 zu Gast bei den Stehaufmenschen. Damals sprach er zum ersten Mal öffentlich darüber, wie er als Jugendlicher vom Psychologen der Fußball-Akademie, die er besuchte, sexuell missbraucht wurde. Jahrelang erzählte er niemandem davon, bis er in eine tiefe Depression stürzte. Er versuchte sich das Leben zu nehmen. „Statt beim lieben Gott bin ich auf der Intensivstation aufgewacht – querschnittsgelähmt“, so Martin Hörz-Weber. Seine Freundin Lisa machte ihm in dieser schwierigen Zeit einen Heiratsantrag – der Startschuss für ein neues Leben.
Seine Kraft holt sich Martin Hörz-Weber heute aus seiner Beziehung mit Lisa, ihrem gemeinsamen Herzensprojekt, einem Yoga-Bauernhof, und seiner Leidenschaft für das Rollstuhl-Tennis, das er mittlerweile professionell betreibt. Vor wenigen Monaten kam sein Sohn Matthias auf die Welt. „Den Blick auf das Gute und Schöne zu haben und das, was passiert ist, nicht zu vergessen – beides in mir zu haben, gibt mir eine große Kraft. Es gibt im Leben das Licht und es gibt die Dunkelheit. Jetzt wieder mehr vom Licht zu erfahren tut schon sehr gut.“