"Wir sind Menschen wie ihr"

Dieser Artikel in den Salzburger Nachrichten von Andreas Rachersberger hat uns total gefreut!

Außergewöhnliche Persönlichkeiten sprachen in Saalfelden - bei einer Veranstaltung von RollOn Austria - über ihr Leben mit Behinderung - einfühlsam, mit klaren Botschaften und einer Portion Humor.

SNStarke Persönlichkeiten im Nexus (v. l.): Hans Lechner, Georg Fraberger, Lukas Edenhauser, Marianne Hengl, Zuhal Soyhan. Vorne: Silke Naun-Bates.

Georg Fraberger hat seit seiner Geburt weder Arme noch Beine. "Durch meine Behinderung bin ich schräg. Ansonsten führe ich ein biederes Leben", sagt der Wiener, der als Psychologe, Autor und Motivationstrainer sein Geld verdient. Hengl wollte von ihm wissen, wie der Vater von vier Kindern (das fünfte ist unterwegs) zu seinen ersten Berührungen mit dem weiblichen Geschlecht gekommen sei.

Die gute Laune von Marianne Hengl ist ansteckend. Sie versprüht bei ihren Auftritten pure Lebensfreude, gleichzeitig regt sie zum Nachdenken an. "Behinderte sind nicht großartig und super, wir sind Menschen wir ihr. Ich sehe es als meine Aufgabe an, den Leuten Mut und Kraft zu geben", sagt die Weißbacherin, die seit 1989 Obfrau des Vereins "RollOn Austria - Wir sind behindert" ist. Hengl ist von Geburt an körperbehindert, sie hat eine Gelenksversteifung an allen vier Gliedmaßen. "Viele Menschen haben Angst, auf Behinderte zuzugehen. Dem wollen wir Abhilfe schaffen, indem wir ganz offen über das Thema plaudern", sagt die Powerfrau.

Kürzlich moderierte die 53-Jährige gemeinsam mit dem Tiroler Lukas Edenhauser im Kunsthaus Nexus die Premiere einer österreichweiten Veranstaltungsserie. Unter dem Motto "Unser Dasein spüren" waren besondere Persönlichkeiten mit Behinderung zum Talk geladen.

Georg Fraberger hat seit seiner Geburt weder Arme noch Beine. "Durch meine Behinderung bin ich schräg. Ansonsten führe ich ein biederes Leben", sagt der Wiener, der als Psychologe, Autor und Motivationstrainer sein Geld verdient. Hengl wollte von ihm wissen, wie der Vater von vier Kindern (das fünfte ist unterwegs) zu seinen ersten Berührungen mit dem weiblichen Geschlecht gekommen sei. "Die Frauen, die ich mir gewünscht habe, hatten wenig für mich übrig. Wenn, dann bin ich abgeschleppt worden", sagt Fraberger und lacht. Seine jetzige Ehefrau hat er - kurz nach seiner Scheidung - über eine Online-Partnervermittlung kennengelernt. Er hatte sich als durchschnittlicher Typ ausgegeben ("Schräger Vogel kann man dort ja nicht auswählen") und seine Behinderung im Profil verschwiegen. Für Aufklärung sorgte er erst nach einem langen Gespräch. Hengl fügte amüsiert hinzu: "Wenn es um Liebesg'schichten und Heiratssachen geht, fragen Sie Georg."

Zuhal Soyhan ist eine deutsche Journalistin, bei der im Alter von drei Jahren die Glasknochenkrankheit diagnostiziert wurde. Sie sagt: "Was ich körperlich nicht schaffe, schaffe ich mit dem Kopf." An der Gesellschaft störe sie, dass immer erst das Negative gesehen werde - "und nicht das, was jemand kann. Für mich spielt die Behinderung keine Rolle. Es geht vielmehr darum: Mache ich einen guten Job oder nicht", sagt Soyhan, die regelmäßig für den Bayerischen Rundfunk als Interviewerin arbeitet. Ihr Appell an die Mitmenschen: "Geht entspannt und unverkrampft mit uns um. Akzeptiert uns, wie wir sind."

Silke Naun-Bates hat als Achtjährige bei einem Zugunfall beide Beine verloren. Das ist rund 40 Jahre her, heute ist sie Mutter zweier erwachsener Kinder, Sozialpädagogin und verheiratet. Für sie steht fest: "Glück und Sinn des eigenen Lebens sind individuell." Die Autorin würzt ihre Erzählungen gerne mit Humor. Wichtig ist ihr ein offener Umgang miteinander: "Das kann man in seinem täglichen Umfeld üben."

Für gefühlvolle Klänge am Saxofon sorgt eine weitere besondere Person. Hans Lechner war sieben Jahre Bürgermeister der steirischen Gemeinde Bad Gams - als Rollstuhlfahrer. "Ich bin offensiv damit umgegangen, die Behinderung hat nicht an meiner Persönlichkeit gekratzt. Ich bin ja nicht auf den Kopf gefallen."

Am Ende schickt Marianne Hengl einen Gruß mit auf den Weg: "Ich hoffe, wir haben euch heute Lebensfreude vermittelt. Bitte nehmt's was davon mit."