Eine schwere Kindheit, Alkohol, Drogen, Gefängnis. Christof Heinz in der Radiosendung "Stehaufmenschen".

Schwere Kindheit
Christof Heinz ist heute 51 Jahre. Aufgewachsen ist er in der Stadtgemeinde Trofaiach in der Obersteiermark. Die ersten prägenden Einschnitte waren der grausame Streit und die anschl. Scheidung seiner Eltern, als er 4 Jahre alt war. Seine Mutter und die drei Kinder kamen in einer Gemeindewohnung unter, lebten von Sozialhilfe und hatten kein Geld. Bereits mit 11 Jahren begann Christof Alkohol zu trinken, mit 16 dann der erste Kontakt mit Drogen. Die Jugend verbrachte er in einer großen Wohnsiedlung mit vielen Kindern aus zerrütteten Familien. Da hatten wir nur Blödsinn im Kopf und verschafften uns durch kriminelle Handlungen Alkohol.

Christof Heinz ist am Sonntag, den 6. Juni 2021 zu Gast bei Rainer Perle & Marianne Hengl in „Stehaufmenschen“, um 20:04 Uhr in Radio Tirol.

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Schule & Ausbildung mehrmals abgebrochen
Nach der Pflichtschule begann er eine Lehre als Kellner, die er aber aufgrund des prekären Arbeitsumfeldes nach einem Jahr abbrach und mit einem Freund nach Ebensee abhaute. Christof war 15 als sein Vater die Fahndung nach ihm ausschreiben lies und ihn wieder heimholte. Er absolvierte anschließend eine Lehre zum Maschinenschlosser, zwar mit Unterbrechungen, da Christof nicht zuverlässig war, am Ende der Lehrabschlussprüfung war er aber stolz auf sich und seine Leistung.

Alkohol & Drogen
Nach 1-2 Jahren als Geselle im Lehrbetrieb, als Bauschlosser war Christof europaweit auf Montage und nach diversen Saisonstellen folgte er seiner damaligen Freundin in die Schweiz. Für ihn war dies der Beginn seiner schweren Drogenabhängigkeit. In der Schweiz war er direkt an der Quelle, hatte leichten Zugang zu Drogen und verdiente als Filialleiter eines Fast-Food Restaurants gutes Geld. Mit 17 wurde Christof von einem Freund angejunkt, der ihm das Heroin verabreichte. Nach diesem ersten Schuss verbrachte Christof die nächsten 15 Lebensjahre damit, diesem Flash des ultimativen 1. Rausches hinterher zu jagen, den ein Junki aber nicht mehr erreichen wird. Er ist 32 als sich seine Motivation für den Drogenkonsum verschieben. Es war nicht mehr die Jagd nach diesen Hochs, sondern er benötigte die Suchtmittel um einfach „normal“ seinen Alltag leben zu können. Sein Hausarzt attestierte ihm noch rund 6 Monate an Lebenszeit und Christof wollte auf keine Begräbnisse mehr gehen. So viele Freunde und Bekannte musste er schon verabschieden.

Entzug
Ihm war bewusst, dass er sein altes Leben hinter sich lassen und weit weg von seinem Umfeld musste. 2004 schaffte er die 5-6 wöchigige Entgiftung in Hall mit einem warmen Entzug. Anschließend folgte ein 6-7-monatiger Aufenthalt zur Entwöhnung in einer Einrichtung in Maurach am Achensee. Diese Monate waren nicht leicht … und ganz traurig wird Christof bei dem Gedanken, dass sein bester Freund damals den Entzug gemeinsam mit ihm machen wollte. Doch 1 Woche vor Beginn der Entgiftung verlässt sein Freund die irdische Welt für immer. Ein schmerzhafter Verlust für Christof bis heute.

Neubeginn
Nach dem Aufenthalt in Maurach blieb Christof in Tirol und konnte durch verschiedene Arbeitsinitiativen und Förderungen wieder eine Tagesstruktur erlernen und er nahm jedes hilfreiche Angebot in Anspruch. Nach rund einem Jahr kam er zum Theater und die Improtheatergruppe gab ihm wieder Sinn im Leben. Dort kann er seine Energie ausleben und sein Einsatz wird dort geschätzt.

Beruf macht ihn glücklich
Erfüllung und Freude gibt Christof seine beruflichen Tätigkeiten. Seit 11/2020 arbeitet er bei NIKADO. Dies ist eine niederschwellige Kontakt- und Anlaufstelle für alkoholkranke Menschen. Dort kann er sich mit seiner Erfahrung einbringen und ihm sind die Menschen dort, vor allem die Situation von Älteren, ein richtiges Anliegen.
Glücklich macht ihn, dass er trotz seiner Vergangenheit und einem Gefängnisaufenthalt von rund einem Jahr, mit Kindern arbeiten darf. Sei es die Betreuung von Kindern in Flüchtlingsheimen oder Volksschulkindern. Für ihn ist das das größte Geschenk.

Wunsch für die Zukunft
Eine Zeit lang hat Christof mit sich gehadert, weil er 15 Jahre seines Lebens weggeschmissen hat. Für ihn ist jetzt aber nur mehr wichtig, dass er gesund bleibt und noch einige Jahre verbringen darf, in denen er so vielen Menschen wie möglich helfen kann.

Botschaft
Christoph ist der Meinung, dass es nie zu spät für eine Kehrtwende ist. Die Alkoholentwöhung ist bei ihm des Öfteren gescheitert und er wurde rückfällig. Aber man kann es schaffen und wird es schaffen, wenn man aus tiefster Überzeugung zu sich selbst steht und es für sich selbst macht. Sobald man versucht es für jemanden anderen zu machen (Eltern, Oma, Partner, …) kann es sein, dass es nicht funktioniert.