Das Leben ist nicht perfekt – aber kostbar: Ein Vortrag, der Spuren hinterlässt

Schüler:innen und Lehrer:innen mit Marianne Hengl

In einer Welt, die von Oberflächlichkeiten, Leistungsdruck und Selbstoptimierung geprägt ist, hat Marianne Hengl – Geschäftsführerin von RollOn Austria – den Schülerinnen und Schülern der Tourismusfachschule Villa Blanka in Innsbruck eine ganz besondere Botschaft mitgebracht. Unter dem Motto „Das Leben – eine Herausforderung für uns alle“ sprach sie über Menschlichkeit, Mut, Selbstliebe und darüber, wie wichtig es ist, Perspektiven zu schaffen – für sich selbst und für andere.

Marianne Hengl weiß, was es heißt, von Geburt an auf Hilfe angewiesen zu sein. Offen und mit großer Herzlichkeit erzählt sie von ihrem Alltag: Sie kann sich nicht selbst anziehen, nicht alleine essen, nicht einmal ihre Nase putzen. Jeder Handgriff, der für viele selbstverständlich ist, braucht bei ihr Unterstützung. Und doch steht sie da – mit aufrechter Haltung, wachem Blick und einem Lächeln, das spürbar macht: Diese Frau hat ihren Frieden mit sich geschlossen.

Sie hat gelernt, ihren verkrümmten Körper zu lieben. Heute empfindet sie sich selbst als schön und attraktiv. Und sie schafft es, diesen Blick auf das eigene Leben, geprägt von Dankbarkeit und Akzeptanz, an die jungen Menschen weiterzugeben. „Seid froh, wenn ihr morgens aufstehen könnt, gesund seid und selbstbestimmt euren Tag gestalten dürft. Das ist ein Geschenk“, sagt sie – und man spürt, wie dieser Satz in den Köpfen und Herzen der Schülerinnen und Schüler ankommt.

Der Vortrag war weit mehr als ein Einblick in das Leben mit Behinderung. Marianne Hengl sprach über Werte wie Mitgefühl, Achtsamkeit und gesellschaftliche Verantwortung. Sie richtete den Blick der Jugendlichen auf Themen wie Barrierefreiheit im Tourismus, soziale Teilhabe und das Recht auf Würde für alle Menschen.

Viele Jugendliche zeigten sich tief bewegt. Ein Mädchen meinte: „Dieser Vortrag war für mich heute unglaublich wichtig, weil ich gerade so orientierungslos bin.“ Ein junger Mann erzählte von seinem Onkel, der nach einem Schlaganfall im Rollstuhl sitzt und in der Gemeinde ausgegrenzt wird. „Das muss sich ändern“, war sein Fazit. Eine Schülerin kündigte an, gemeinsam mit ihren Eltern das eigene Hotel auf Barrierefreiheit zu überprüfen – ein echtes Zeichen für gelebte Verantwortung.

Auch sehr persönliche Fragen wurden gestellt – etwa, wie es Marianne gelungen sei, ihren Körper anzunehmen. Oder warum ihr Mann sich in sie verliebt habe, obwohl sie nicht dem gesellschaftlichen Ideal von „Perfektion“ entspricht. Mit großer Ehrlichkeit, Empathie und Wärme antwortete sie – und schenkte damit den Jugendlichen ein Stück Vertrauen in sich selbst.

„Ich wünsche mir, dass ihr morgen früh in den Spiegel schaut und erkennt, wie gut und schön ihr seid. Lasst euch nicht von den sozialen Medien blenden – euer wahres Ich ist wertvoll und einzigartig“, gab Marianne Hengl den jungen Menschen mit auf den Weg.

Dass die Schülerinnen und Schüler auch heuer wieder bei der großen RollOn-Gala im Congress Innsbruck den Service übernehmen, erfüllt Marianne mit großer Freude. „Mir war es wichtig, mich euch vorzustellen. Damit ihr wisst, wer hinter der Veranstaltung steht – und warum wir eure Hilfe so dringend brauchen.“

Am Ende bleibt ein starkes Gefühl: Dieser Vormittag war mehr als ein Vortrag – es war eine Begegnung voller Sinn, Tiefe und echter Menschlichkeit. Marianne Hengl hat den Jugendlichen nicht nur von einem Leben mit Einschränkungen erzählt. Sie hat ihnen Mut gemacht, ihr eigenes Leben mit allen Höhen und Tiefen anzunehmen – und darin ihren Weg zu finden.

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