Sissy Beer ist Gast von Marianne Hengl und Diana Foidl in „Stehaufmenschen“
Sissy Beer: Von Depressionen zum Glück
Sissy Beer leidet seit ihrer Kindheit an Depressionen. Und dennoch hat die pensionierte Lehrerin aus Kufstein ihren Weg zum Glück gefunden. Den gibt sie auch als Glückscoachin weiter. Wie man Stärken erkennt, Schwächen akzeptiert und warum man weit weg laufen sollte, wenn jemand behauptet, perfekt zu sein, erzählt sie in der Sendung Stehaufmenschen.
Sissy Beer wächst in einer adeligen Großfamilie auf. Sie muss funktionieren, emotionale Regungen sind nicht erwünscht. Ihre Kindheit beschreibt sie als einsam und geprägt von viel Traurigkeit. Die Nachbarskinder sind nicht gut genug, um mit ihr zu spielen, Depressionen spielen nicht nur bei ihr eine Rolle. Als Beer zwei Jahre alt ist, begeht ihr älterer Bruder Selbstmord. Das prägt die ganze Familie, ihre Mutter sagt sogar einmal: „Das falsche Kind ist gestorben.“
Sendung zum Nachhören:
„Reiß dich zusammen“, das hört Sissy Beer immer wieder.
Nach einer vergeigten Matura-Prüfung weiß sie, dass sie Hilfe braucht. Mit einem Psychologen arbeitet sie alles auf und begreift: „Ich muss aufstehen und mich von dieser Familie lösen.“
Stärken stärken, Schwächen akzeptieren
Heute ist Sissy Beer überzeugt, dass das, was sie erlebt hat, sie zu dem Menschen gemacht hat, der sie heute ist. „Das hat mich stärker gemacht. Das war für mich eine Chance zum Wachstum.“
Sie arbeitet bis zu ihrer Pensionierung an der HLWFW Kufstein als Englisch- und Geschichte-Lehrerin. Irgendwann in ihrer Karriere zweifelt sie am Schulsystem und überlegt: „Wie immer habe ich mir dann überlegt: Was kann ich nicht ändern und was kann ich ändern?“ Sie macht ein Coaching und führt in ihrer Schule das Fach „Glück“ ein. Ziel ist es, Stärken zu stärken und Schwächen zu akzeptieren. Bei einer Übung sollen die Jugendlichen 25 Sätze schreiben, die mit „Ich kann“ beginnen. „Damit tun sich ja junge Mädchen besonders schwer. Die Jugendlichen können viel eher sagen, was sie nicht können. Aber es ist okay, dass man nicht in allem gut ist. Man muss sich einfach auf das konzentrieren, was man gut kann“, ist Beer überzeugt.
„Besonders schön ist das Gleichnis des Pinguins. Wenn man das erste Mal einen Pinguin wahrnimmt, scheint er unperfekt. Ohne Knie und funktionierende Flügel watschelt er dahin. Doch dann springt er ins Wasser. Dort ist er perfekt. Einen Marathon in der Wüste wird der Pinguin nie schaffen, aber im Wasser ist er besser als alles, was der Mensch je erfunden hat. Und so muss auch jeder junge Mensch sein Element, sein ‚Wasser‘ finden.“