Sabrina & Daniel in der 34. Serie LICHTblicke & Wegweiser
Familienglück trotz körperlicher Beeinträchtigung. Wie Sabrina Nitz als Mutter mit Behinderung gesellschaftliche Barrieren bricht.
13.05.24_Vorarlberger_Nachrichten.pdf726.57 kB
Sabrina Nitz Geschichte ist Beweis dafür, dass eine Behinderung nicht zwingend Grenzen setzen muss, wenn es um die großen Themen des Lebens geht: Liebe, Mutterschaft und das Überwinden gesellschaftlicher Hürden. Trotz der angeborenen Gelenkversteifung an Armen und Beinen führt sie ein selbstbestimmtes Leben. Die 42-Jährige wurde mit Arthrogryposis multiplex congenita (AMC) geboren.
Durch ihre Behinderung hat die Vorarlbergerin Sabrina Nitz erfahren, wie hartnäckig Vorurteile sein können. Ihre körperliche Beeinträchtigung führt oft zu großen Missverständnissen und Vorurteilen. Sabrina hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, diese Missverständnisse aktiv aufzuklären: "Man trifft immer wieder auf gewisse Vorurteile. Aber dann ist es spannend, diese durch direkte Begegnungen und Gespräche auszuräumen", erklärt die charismatische Vorarlbergerin. Seit fast 20 Jahren nutzt sie die Unterstützung einer persönlichen Assistenz. Ihre eigene Betroffenheit motivierte sie, sich auch für andere zu engagieren. Zunächst war sie im Verein "Reiz" aktiv, der ein Konzept für persönliche Assistenz erarbeitete. Später übernahm sie die Rolle der Koordinatorin und Obfrau der Servicestelle "Persönliche Assistenz".
Ihre Hingabe zu zwischenmenschlichen Beziehungen und der Abbau von Barrieren spiegelt sich auch in ihrem Privatleben wider. Auch die Liebe zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen stößt manchmal auf Unverständnis und muss ebenso Vorurteile überwinden.
"Bezauberndes Lächeln"
"Viele Menschen hätten nie gedacht, dass ich eine Beziehung haben kann", erinnert sich Sabrina Nitz, die vor 17 Jahren ihren Lebenspartner Daniel Studer kennenlernte.
"Ihr bezauberndes Lächeln ihre Ausstrahlung und ihr offener Umgang mit ihrer Behinderung haben mich sofort fasziniert", erinnert sich Daniel an das erste Date. Die anfängliche Unsicherheit seiner Freunde und Familie, die nicht einschätzen konnten, wie er mit Sabrinas Behinderung zurechtkommen würde, verschwand mit der Zeit: "Am Anfang war es schwierig, weil viele nicht verstehen konnten, warum ich mich für eine Partnerin mit einer sichtbaren Behinderung entschieden habe." Doch mit der Zeit wuchs das Verständnis und die Akzeptanz. "Ich bin in dieser Beziehung gewachsen und habe gelernt, was es wirklich bedeutet, Verantwortung zu tragen und jemandem bedingungslos zur Seite zu stehen", reflektiert Daniel. Für Sabrina ist es wichtig, dass Daniel sie zwar unterstützt, jedoch nicht zu ihrem persönlichen Assistenten wird. Dies ermöglicht eine Partnerschaft auf Augenhöhe.
Sabrinas und Daniels ganzer Stolz ist ihr elfjähriger Sohn Jamie.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Sohn die gleiche Behinderung erben würde, lag bei fünf Prozent. "Für mich und meinen Lebenspartner war es schon immer ein großer Wunsch, irgendwann ein Kind zu bekommen", erklärt Sabrina. "Eine gute Mutter zu sein bedeutet für mich, für mein Kind da zu sein, es zu lieben und anzunehmen, wie es ist." Wichtig war ihr immer, nicht jede Aufgabe an die persönliche Assistenz zu delegieren. Wenn das Baby zum Beispiel eine frische Windel benötigte, begleitete sie ihren Sohn ins Bad. Während die Assistentin die körperlichen Aufgaben übernahm, sprach Sabrina mit dem Kind.
"Die größte Lektion, die ich gelernt habe, ist, dass man seinen Zielen und Träumen folgen sollte, selbst wenn es aussichtslos erscheint und andere daran zweifeln", erklärt Sabrina Nitz.
Unterstützende Personen auf dem Weg seien dabei entscheidend, denn durch sie kann Großes entstehen. "Man solte nicht aufgeben, für sein eigenes Leben einzustehen und sich dafür stark zu machen."